Foto: Al Fed
Dass Fast-Food einmal mein Verhängnis werden würde, hätte ich nie gedacht. Es wäre mir ja auch zum Glück nur beinahe zum Verhängnis geworden, aber sowas von haarscharf …
Es waren nicht die Kalorien, das Fett, das Cholesterin, eine Lebensmittelvergiftung, Acrylamid, eine verdorbene Bulette oder ein Stück Knochen, das mir im Hals steckengeblieben ist. Nein, es war leider viel profaner:
Völlig gedankenverloren bin ich nach der Arbeit auf dem Weg in die KiTa, recht spät ist es heute, und ich schaue wirklich gar nicht auf den Boden, meine Gedanken sind ganz weit weg … Plötzlich tritt mein rechter Fuß volle Kanne auf etwas weiches (Iiihhhh, Hundekacka?) und mein Körper schaltet in den Zeitplupenmodus: Laaaaaaangsam, gaaaaanz laaaaaaaangsam rutscht mein Fuß nach vorne weg, meine Schultern und mein Rücken bewegen sich in die entgegengesetzte Richtung nach hinten, genau wie mein Kopf. Ich drohe das Gleichgewicht zu verlieren, aber zum Glück funktioniert mein Reflexbogen prompt und fängt die Rückwärtsbewegung unter wenig elegantem Armerudern wieder ab (hoffentlich hat mich niemand gesehen). Wieder halbwegs in Balance bin ich noch ganz gekickt von dem kleinen, begleitenden Adrenalinstoß (fight or flight – beides ziemlich schwer in dieser Situation) und ich sehe gleichzeitig vor meinem inneren Auge den in diesem Moment nicht ganz unrealistisch erscheinenden Alternativverlauf meines restlichen Lebens, nämlich mich selbst rücklings auf dem Bürgersteig liegend mit zerschelltem Schädel. Darüber, ob Gehirnmasse und Schädelsplitter auf dem Boden verteilt sind oder nicht, streiten sich die effektheischende Komponente und die eher zurückhaltende Seite meiner Imagination. Ich male mir aber aus, wie ich einem unattraktiven Sanitäter noch den Namen meines Mannes und den meiner Tochter (und den Namen der KiTa) entgegenhauche, was nicht so sehr im Einklang wäre mit massenhaft versprenkeltem Gehirn. Und dann scheide ich aber auf jeden Fall trotzdem dahin und der Sani hat meine letzten Worte nicht verstanden. Anschließend, die Familie konnte gefunden werden, verbuddelt man mich in der Erde und pflanzt ein paar Blümchen auf das Grab.
Beinahe …
Erst nach diesem Vorfall identifiziere ich das Übel, das mich zum Ausrutschen gebracht hat, aus dem Augenwinkel. Ich bin davon überzeugt, dass es sich um etwas furchtbar ekliges handeln muss, das mich nicht nur beinahe mein Leben sondern ganz gewiss auch meine Schuhe (Chucks, mit sehr glatten Sohlen!) gekostet haben muss. Hundekacka, Eis, eine zermatschte Banane, Kotze?
Völlig überrascht stelle ich fest, dass es nichts von alledem ist. Es ist die durchaus noch appetitlich aussehende Hälfte eines Hamburger-Brötchens (vermutlich geölt mit einem Rest Remoulade), das nach dem Vorkommnis nahezu unverändert auf dem Gehweg liegt, und seelenruhig auf sein nächstes Opfer wartet.
Wirst du den Brötchenbeleger verklagen? Du hast doch hoffentlich Bewesie gesichert und in CSI Manier bereits festgestellt, woher der Sesam auf dem Brötchen stammt und welche Blutgruppe das uneheliche Kind des Gurkenhobler hat?
Möglicherweise war das auch ein Terroranschlag. Ganz gezielt. Lief vielleicht Frau Merkel hinter dir? Galileo Mysterie sollte das aufgreifen und klären.
verschwiegene Grüße
Du wirst es nicht glauben, aber einen Tag später wollte ich tatsächlich den Übel-Töter auf dem Weg zur KiTa noch einmal suchen und mit meinem Handy ein Beweis-Foto machen. Aber dann traf ich eine andere KiTa-Mama, bin mit ihr einen leicht veränderten Weg gelaufen und nix war’s mit der Beweissicherung. Schade!