Foto: Al Fed
Heute hat sich die Redewendung „Die Gelegenheit beim Schopfe“ packen vom Sprichwörtlichen ins Wörtliche übertragen.
Das Kind, das nur unter Gezeter und Protestgeschrei den Vater zum Haarewaschen und mich zum Kämmen an seine Haare lässt, hatte heute aus einer spontanen, mir nicht nachvollziehbaren Eingebung heraus die Idee, dass ich ihm mal die Haare abschneiden könnte. „So wie Du, Mama, damit da hinten [sie meint im Nacken] mal etwas Luft drankommt.“ Das habe ich mir nicht zweimal sagen lassen und deshalb habe ich (Achtung!) die Gelegenheit beim Schopfe gepackt! Schere und Kamm waren schnell parat und schnipp-schnapp waren die Haare ab. Jetzt trägt das Kind die Haare kurz, einen Bob, etwa kinnlang, wobei die Kinnlänge – muss ich zu meiner Schande gestehen – auf der einen Seite etwas relativer ist als auf der anderen. Ich bin aber zufrieden, das Ergebnis ist dafür, dass ich das Friseurhandwerk nicht gelernt habe, durchaus gelungen, obwohl ich schon ein paar mal schlucken musste, als ich die schönen langen braunen Hockschenhaare auf dem Boden liegen sah. Besonders nostalgische Mütter hätte jetzt ein Geschenkbändchen genommen und eine Strähne zusammengebunden und aufbewahrt. Aber weder bin ich besonders nostalgisch, noch denke ich, dass ich bei zwei haarenden Katern noch mehr Haariges in meinem Haushalt aufbewahren muss. Also ab mit der Mähne in den Mülleimer…
Das Kind war übrigens stolz wie Oskar und betrachtete sich entzückt immer wieder im Spiegel. Ich muss mich erst noch an ihren neuen Look gewöhnen und weiß noch gar nicht, ob sie nun älter oder jünger aussieht als vorher und was von beidem mir lieber wäre. Mein Gott! Das Kind ist letzten Samstag 4 (VIER!) geworden. Nur noch gefühlte dreimal schlafen, dann werden ihre Friseurrechnungen höher sein als meine. Entsetzliche Vorstellung!